Dienstag, 23. April 2013

Jenische in Luxemburg

Früher schlossen sich die Arbeiter unter dem Schlachtruf "Proletarier aller Länder vereinigt euch" zusammen... Heute könnte es heissen "Jenische aller Länder..."

Ich steh momentan in guten Kontakten zu Jenischen in Belgien und Frankreich. Es ist zu beobachten dass man vermehrt nach aussen wieder ganz stolz zu seinen Wurzeln stehen kann. Nach einer kleinen Reise durch Belgien habe ich sogar auf einem Campingplatz per Zufall entfernte Verwandte wiedergetroffen... ihr könnt euch vorstellen wie glücklich ich war.

Man sieht dass es eine Entwicklung in den Nachbarländern gibt und die Jenischen sich stark machen für unsere Kultur. Aber in Luxemburg scheint alles Stillzustehen.
Früher hockten die Jenischen in den Vororten der Hauptstadt zusammen (Fischmarkt, Grund, Clausen, Pfaffenthal, Weimerskirch und Eich) und pflegten ein hiesiges Netzwerk.  Viele Familien wurden assimiliert. Aber dennoch gibt es im Pfaffenthal genügend Familie die noch ganz genau wissen dass sie Jenische sind und dies auch zeigen. Nun ist es so dass wir eine etwas andere Art der Jenischen Kultur pflegen wie in den grossen Nachbarländern. Die Reise beschränkt sich auf die Jenischen die im Schaustellermilieu unterwegs sind oder eben einige Familien die mal im Sommer für drei oder vier Wochen auf Reise gehen, wenn diese halt oft nur noch eine Erinnerung an vergangene Zeiten darstellt. Trotzdem hat jede einzelne Jenische Familie die ich kenne noch einen Wohnwagen. Die Gewerbe sind auch alle noch wie Früher, vornem : Schaustellerei, Schrottgewerbe und Marktbeschicker. Das sind die einzigen Gewerbe die uns geblieben sind, alles andere wurde per dekret verboten, selbst das Reisen innerhalb der Landesgrenzen. Alle Familien reden noch das Lakerschmus, die regionale variante des Jenischen. Bedingt durch ein grösstenteils Sesshaftes Leben hat sich eine etwas eigene Kultur gebildet. Man grenzt sich von den Bauern, wie die Nichtjenischen allgemein bei uns genannt werden, bewusst ab. Man hällt die Sprache in Ehren und das Gewerbe. Nur der Zusammenhalt ist lau. Im Laufe der 70er und 80er haben sich alle etwas über das ganze Land zerstreut und jeder wuselt irgendwie in seiner Ecke des Landes. Man sieht sich nur noch zu den Traditionellen Anlässen wie die Schueberfouer, das ist der grosse Jahrmarkt, oder die Muttergottes Oktave, einen traditionellen Pilgerevent mit kleiner Kirmes und Markt wo sich die Jenischen tummeln und eben auf den Märkten und Kirmessen die sonst noch das ganze Jahr über stattfinden. Ansonsten sieht man vielleicht mal nur einen oder so in paar Monaten. Das reicht einfach nicht. Diese Diaspora im eigenen Land ist es die uns Lakerten schwächt. Wir sind eine Gemeinschaft, ein Völkchen innerhalb des Landes und doch gibt es keine gemeinsamen Grosstreffen... ich weiss nicht warum das so ist. Wenn man sich auf den Märkten sieht ist man immer wieder froh. Man kann dann über die Kundschaft und das Geschäft reden, kann sich tipps geben wo gerade ein Geschäft zu machen ist, man spricht wieder die alte Sprach und erinnert sich an die Alten... und dazu kommt dass alle Familien irgendwie um 5 Ecken oder auch weniger miteinander verwandt und verschwägert ist.

Ich glaub schuld ist das Lobi...irgendwann ging es nur noch darum und jeder schaute nach sich und vergass seine "grosse" Familie... aber wie mir ein Jenischer Freund aus Deutschland mal sagte: Die Zeit kommt wo wir wieder alle kleinere Brötchen backen müssen und dann müssen wir lernen wieder mehr zusammenzurücken...

Also meine Lakerbrüder: Jenische des Luxemburger Landes vereinigt euch...ehe es zu spät wird für unsere Galme...jetzt ist die Zeit!!


Dienstag, 29. Mai 2012

Jenische Mythologie




Am Anfang schuf Adoni Feuer, Wasser und Luft...
Alles ist aus diesen Elementen entstanden, die Erden und die Himmel.
Dann schuff er aus der Erde den Menschen und alles Leben und pflanzte einen grossen Garten.
Er setzte den Menschen in diesen Garten und gebot: "Wie die Sterne am Himmel vorüberziehen, so sollst du durch den Garten ziehen und das Rad des Lebens am Laufen halten."
So lebte der Mensch als Wanderer im grossen Garten und im Einklang mit der Natur. Dann entzweite sich das Geschlecht der Menschen. Die einen zogen weiterhin durch den Garten, die anderen beschlossen an einem Ort zu verweilen und bauten sich Unterkünfte, Häuser, Paläste...sie verloren den Sinn für die Natur und strebten nach Besitz. Sie bauten einen Turm so hoch, um sich selber als Krone über alles zu erheben, somit auch gegen Adoni. Als Adoni den Turm betrachtete und den Frevel den die Sesshaften Menschen damit gegen ihn begangen haben wandte sich sein Zorn gegen die Menschen dieses Geschlechtes. Er zerstörte den Turm und bewirkte dass alle Menschen sich untereinander nicht mehr verstehen konnten. Seit dem Tag sprechen die Menschen verschiedene Sprachen. So auch die Kochemer, Wanderer, welche ihre ursprüngliche Sprache beibehielten und fortan von den Wittischen nicht mehr verstanden wurden.
Adoni sprach zu den Kochemern: Da ihr wie die Sterne seid und stehts dem Mysterium des Rades gefolgt seid will ich einen Bund mit euch eingehen. Ihr sollt als Kinder des Feuers stets frei sein in euren Herzen. Hütet das geheime Feuer auf all euren Lagerplätzen, tragt es mit euch herum so dass das Rad des Lebens weiter drehen möge. Als Zeichen meines Bundes übergebe ich euch diesen heiligen Zink welche euch auf euren Wegen stets mahnen soll wo euer Ursprung liegt, denn bedenket dass die Väter Tubalkain, Jabal und Jubal eure Ahnen sind.

(Überliefert von einem Ulmischen der sein Leben lang als Jenischer Geschichtenerzähler auf der Reise war und dieses Amt vom Vater und Grossvater geerbt hat. Der Zink ist das Dreieck...)


"Das Rad des Lebens dreht sich.
Alles bewegt sich, verändert sich und was gerade noch ganz unten war, kann kurz darauf ganz oben sein..."